Eckhart Hilgenstock, 52 Jahre, wurde in diesem Jahr vom AIMP, dem Branchenverband der Interim Provider, zum Interim Manager des Jahres 2012 ernannt. Über seinen Provider die Management Angels GmbH wird er als selbständige Führungskraft in immer neue herausfordernde Projekte vermittelt. Wir möchten erfahren, was für ihn den Reiz als Führungskraft auf Zeit ausmacht.
Herr Hilgenstock, was glauben Sie sind Ihre Erfolgsfaktoren, die Ihnen diesen Titel eingebracht haben?
Die meisten Unternehmen kommen zu mir, weil sie mehr Struktur fürs Geschäft haben wollen. Meistens sind drei Dinge zu tun: Erstens eine glasklare Bestandsaufnahme der aktuellen Situation – vor allem in Führung und Vertrieb. Zweitens: Aufräumen, alte Schemata verlassen, mehr Effizienz in alle Prozesse bringen und die Mitarbeiter mitnehmen. Drittens: neues Geschäft entwickeln, Ideen umsetzen, Motivation erzeugen. Zudem wird von mir erwartet, Projekte auf den Prüfstand zu stellen, also einen sogenannten „Experten-Check“ durchzuführen.
Wie kam es zu Ihrer Entscheidung Interim Manager zu werden?
Ich war bis zu meiner Selbständigkeit im Jahre 2009 sehr karriereorientiert in Großunternehmen wie IBM und Microsoft als Führungskraft unterwegs und an einem Punkt angekommen, wo ich mir die Frage stellte: „Was kommt jetzt?“ Selbständiger Berater war für mich zu diesem Zeitpunkt die sinnvollste Weiterentwicklungsmöglichkeit. Da man allerdings als reiner Berater immer dann aus einem Projekt herausgeht, wenn es spannend wird, entschied ich mich für die Tätigkeit als Interim Manager.
Hier sind neben der Beratungstätigkeit auch operative Umsetzungsfähigkeiten gefragt. Wie gestaltete sich Ihr Weg zum Interim Manager?
Über die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (DDIM) und den Arbeitskreis Interim Management Provider (AIMP) bekam ich Kontakte zu großen Providern, wie Atreus und Management Angels und verschaffte mir so einen Überblick über deren Arbeitsweisen. Da Coaching-Fertigkeiten sehr hilfreich für die Tätigkeiten eines Interim Managers sind, absolvierte ich eine Ausbildung zum zertifizierten Business Coach und eine Ausbildung zum Interim Executive an der European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel.
Was zeichnet Sie als Interim Manager besonders aus?
Ich denke, zu allererst meine langjährige Führungserfahrung kombiniert mit gezielter Aus- und Weiterbildung und meinem pragmatischen Methodenkoffer. Als Manager kann ich gut zuhören und meine Kunden schnell verstehen und Lösungen anbieten. Ich identifiziere mich voll und ganz mit meiner Aufgabe und übergebe „mein Baby“ gerne in gute Hände, wenn es auf eigenen Füßen steht.
Wie kamen Sie zu der Idee des „Experten-Checks“ und was genau versteht man darunter?
Eckhart Hilgenstock: Diese Idee kam einem Kommilitonen und mir während der Ausbildung an der EBS. Prof. Reijniers hat uns dort verdeutlicht, wie wichtig es für uns als Interimer ist, dem Kunden schnell eine klare Richtung aufzuzeigen. Der Kunde möchte wissen, wohin der Weg führt. Der „Experten-Check“ stellt die schnellste Alternative für dieses Vorgehen dar, da er wie ein TÜV innerhalb weniger Tage zum Beispiel den Vertrieb eines Unternehmens auf den Prüfstand stellt, die Missstände aufdeckt und die „Reparaturvorgaben“ macht. Diese Idee habe ich dann mit den Management Angels besprochen, gemeinsam ein Konzept erstellt und bereits in zwei Projekten zur vollen Kundenzufriedenheit umgesetzt. So wie Interim Manager statt 100 Tagen nur vier Wochen zur Einarbeitung bekommen, bietet der „Experten-Check“ bereits nach ca. 10 Tagen ein Ergebnis: Das Unternehmen weiß sicher wo es steht, in welche Richtung es weitergeht und wann es mit einem konkreten Ergebnis rechnen kann.
Welche Voraussetzungen sollte Ihrer Meinung nach ein Interim Manager mitbringen, um in diesem Berufsfeld erfolgreich zu sein?
Natürlich kommt es auch hier ganz auf die Position an, die ein Interim Manager im Unternehmen einnehmen soll. Grundsätzlich sollte eine möglichst breite Führungserfahrung vorhanden sein. Zudem ist es unerlässlich, dass man über gute methodische Grundlagen und klare Strukturen im Vorgehen verfügt. Man sollte gut zuhören können, sich in Kundensituationen hineinfühlen und das richtige „Feeling“ für eine aktuelle Situation entwickeln können. Ideal ist es auch, wenn man Führungs- und Moderationsaufgaben liebt und über die nötige Empathie verfügt, um Menschen für sich und die eigene Sache zu gewinnen und sie auch dann mitzureißen vermag. Und dann gehört auch noch eine weitere wichtige Fähigkeit dazu, die allzu leicht vergessen wird: Man muss loslassen können! Die Übergabe eines Projektes an einen Festangestellten fällt in vielen Fällen nicht leicht, denn ich sehe auch gerne, wie sich die Menschen unter meiner Führung entwickeln und würde dies auch gerne weiterverfolgen. Hier muss man sich leider damit begnügen, dass man sein Bestes gegeben hat und nun ein anderer kommt, der es auf seine Weise erfolgreich weiterführt.